Victoria Assas

im Interview

Für die Ausstellung «Communitas I: Keramikgeschichten» konzipierte die französische Künstlerin Victoria Assas eine Keramik-Audio-Installation, in der sie die akustischen Eigenschaften des Materials erforschte und ihm einen lebendigen und musikalischen Aspekt verlieh: Die Künstlerin verwandelte gegossene Keramikplatten in ein Ton gebendes Objekt und zugleich in einen Resonanzkörper. Wie die Idee entstanden ist, erzählt Victoria Assas im Interview mit den Kuratorinnen von Kollektiv Kollektiv.

Kollektiv Kollektiv:
Was ist dein Hintergrund? Wie bist du auf die Idee einer Keramikinstallation gekommen?

Victoria:
Mein musikalischer und künstlerischer Hintergrund hat mich dazu gebracht, Sounddesign und Szenografie an der Ecole Nationale Supérieure Louis-Lumière in Paris zu studieren. Durch die Zusammenarbeit mit einem Fotografen, der das Gießen von Beton erforschte, begann ich mich für die Verklanglichung von Materialien zu interessieren.

Kollektiv Kollektiv:
Warum ist gerade das Material Keramik interessant für eine Klanginstallation?

Victoria:
Ich war interessiert daran, ein Material zu verwenden, das für seine Festigkeit bekannt ist, und zu untersuchen, welche ungeahnten Fähigkeiten es hat, wenn es in Schwingung versetzt wird. Keramik als Klangvektor zu betrachten, eröffnet eine neue Perspektive auf die Verwendung des Materials.

Kollektiv Kollektiv:
Kannst du die Verbindung zwischen Handwerk und Technologie etwas genauer erläutern? Würdest du die (Sound-)Technik als einen handwerklichen Prozess bezeichnen? Ähnlich wie die Herstellung der Keramikplatten?

Victoria:
Das Schweißen ist für mich ein Teil des “handwerklichen Prozesses”, insofern als alle technischen Verfahren in einem künstlerischen Prozess eine Kunst in sich sind. Die Kombination von Ästhetik und Technik ist hier genauso wichtig wie bei der Herstellung der Keramikplatten.

Kollektiv Kollektiv:
Was hat es mit dem Titel “Fragments” auf sich?

Victoria:
Der Titel “Fragments” rührt von den Formen der Keramikstücke im Mobile her. Während des Brennvorgangs wird die Keramik so stark beansprucht, dass sie in (zufällige) Fragmente zerbricht. Dabei ist jedes Stück Teil eines Ganzen und ich hebe den Vorgang des Brechens hervor. Da die Begriffe der Widerstandsfähigkeit und der Resilienz eng mit den Eigenschaften von Keramik verbunden ist, erschien es mir wichtig, die Gefahren des Zerbrechens eines so starken Materials hervorzuheben.

Kollektiv Kollektiv:
Woran arbeitest du im Moment? Hast du vor weiter mit den Klangeigenschaften von Keramik zu experimentieren?

Victoria:
Ich beschäftige mich immer noch mit Fragen der Rückkopplung, die auch in der Installation der Keramikfragmente eine Rolle spielt.

Im Moment schließe ich meine Masterarbeit ab, in der es über die Rolle des Klangs bei der Herbeiführung eines Trancezustands geht. Dabei konzentriere ich mich auf Technopartys und deren rituelle Dimensionen (Protokoll, Fetischisierung des Soundsystems…).