Das Konzept der Freundschaft ist so tief in unserem menschlichen Sein und Leben verankert, dass es schon fast banal erscheinen mag, dazu einen weiteren Text zu schreiben. Man möchte meinen, dass es dazu mindestens genauso viele literarische Auseinandersetzungen gibt, wie zum universalen Themenkomplex Liebe, den man in manchen Fällen so genau von der Freundschaft gar nicht abgrenzen kann. Trotzdem ist mir im Gespräch mit einer befreundeten Regisseurin aufgefallen, dass es insbesondere zu Frauenfreundschaften kaum Texte gibt, in denen wir uns wiederfinden oder die wir für eine gemeinsame Arbeit benutzen würden. Viel zu klischiert erscheinen die Frauen in den Texten, die wir kennen.
Also habe ich mir vorgenommen, selbst einen solchen Text zu schreiben. Dankenswerter Weise wurde ich vom Kunsthaus Steffisburg eingeladen, dieses Vorhaben hier vor Ort zu beginnen und in Ruhe daran zu arbeiten. Zunächst habe ich vor, Recherche zu betreiben, zu schauen, welche Texte es schon gibt, die ich einfach noch nicht kenne. Ich habe eine Kulturgeschichte der Frauenfreundschaft im Gepäck, um herauszufinden, woher das Bild von Frauenfreundschaft kommt, das ich als Klischee bezeichne, und wie es sich zu meinem Erleben hin verändert hat. Und ich werde natürlich in Erinnerungen an all die Erlebnisse schwelgen, die ich mit meinen eigenen Freundinnen erleben durfte und überlegen, was davon in meinen Text einfließen wird.
Da ich allerdings ungern nur von meinen Erfahrungen ausgehen möchte, lade ich alle Frauen aus Steffisburg und Umgebung, die Lust und Interesse haben, am Donnerstag, 20.05.2021 ab 17 Uhr in die “Metzgerei” ein, das mir zur Verfügung gestellte Atelier (Oberdorfstrasse 36, 3612 Steffisburg), zu kommen und mir von ihren Frauenfreundschaften zu erzählen.
Abgesehen von diesem Projekt habe ich außerdem vor, auf der Website des Kunsthauses in einer Art Blog von meiner Zeit hier zu erzählen, darüber zu reflektieren und Einblicke in meine Arbeitsweise zu geben.
Biografie
Daniela Guse, geboren 1989 in Radebeul, Deutschland, lebt und arbeitet als freischaffende Dramaturgin, Autorin und Produktionsleiterin in Berlin, wo sie außerdem derzeit ihr Masterstudium der Europäischen Literaturen an der Humboldt Universität abschließt. Ihr Werdegang führte sie nach dem Abitur, einer Ausbildung im Buchhandel und einem Studium des Kultur-Management ans Theater. Die ersten Stationen waren das Staatsschauspiel Dresden und das Theater Junge Generation Dresden, wo sie als Regieassistentin tätig war. Danach verschlug es sie für vier Jahre ans Schauspielhaus Zürich, wo sie neben ihrem Engagement als Assistentin der Intendantin Barbara Frey auch Aufgaben als Dramaturgin übernahm. Dort entstand in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Clara Dobbertin ihr erstes Stück „Super Food Heroes“, welches nicht nur in Zürich zu sehen war, sondern 2019 auch ans Summer Up-Festival des Nationaltheater Mannheim eingeladen wurde. Mit Clara Dobbertin verbindet sie seitdem eine enge Arbeitsbeziehung, die zur Gründung des gemeinsamen Kollektiv RITA mit zwei weiteren Theaterschaffenden führte. Im September 2020 kam in dieser Konstellation „Oma Paloma“ im Theater am Gleis in Winterthur auf die Bühne, eine Stückentwicklung mit und über lebenserfahrene Frauen.
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