Lieber Passant
Mit meinem blauen Kugelschreiber aus Stockholm, auf fein liniertes, blassgelbes Papier aus Barcelona schreibe ich meine Briefe. Ich schreibe von Hand, mit der «Schnürlischrift», die gerade am Aussterben ist.
Ich schreibe in diesen Briefen über etwas, das mir durch den Kopf geht, oder sogar länger in meinem Kopf kreist, mich also beschäftigt in Bezug auf unsere momentane Situation der Corona-Virus-Pandemie und der Kunst. Die Kunst steht bezüglich Ausstellungstätigkeit still – die Künstler aber sind in Bewegung, da tut sich was…
Ich schreibe Briefe, die sind, die dürfen, die müssen persönlich sein – sonst wären sie nicht Briefe!
Ich verpacke meine gefalteten und bearbeiteten Plakate, die gelben «Schnürlischrift»-Briefe und die Anweisungen für die Installation in ein B4-Couvert und frankiere es mit ausgewählten Briefmarken. Ich begleite meine Briefe zur Post-stelle, und nachdem ich in der Warteschlange, mit festgelegtem Abstand, der Pöstlerin den Brief übergeben habe, beobachte ich, wie Sie den Stempel vorsichtig auf die Briefmarken drückt. Das ist ein besonderer Moment.
…das ist heute…
…und morgen, wenn der Brief in Steffisburg angekommen ist, auseinandergefaltet, installiert und dann vielleicht von dir gelesen wird, ist ein anderer Tag. Dann geht dieser Text weiter und bleibt vielleicht kein Brief, sondern wird zu einer Ge-schichte!
Es grüsst Ursula
BRIEF
Plakat:
Gluri-Suter-Huus Wettingen
Marc Elsener, Klodin Erb
23.2.-5.4.20 www.glurisuterhuus.ch
Briefmarken: NABA Baden 2006 Kloster Wettingen Block 2 x 85 + 100